Immer noch wird viel zu selten erkannt, dass chronische Darmerkrankungen als Begleiterscheinung auch Entzündungen an den Gelenken, Sehnenansätzen und am Rücken verursachen können.
Nicht nur bei den klassischen chronischen Darmerkrankungen wie Colitis ulzerosa oder Morbus Crohn kann dieses Phänomen auftauchen, auch bei anderen gastrointestinale Erkrankungen wie: Zöliakie, der Morbus Whipple und nach intestinaler Bypasschirurgie kann es zu Entzündungen von Gelenken und entzündlichen Rückenschmerzen kommen.
Bestimmten gastrointestinale Infekte oder Harnwegsinfekten können, innerhalb eines Monats nach der Erkrankung, zu reaktiven Gelenkentzündungen führen.
Genannt wird dieses Phänomen: enteropathische Arthritis oder Spondylarthritis.
Es wird angenommen, dass eine genetische Veranlagung vorhanden ist und dass es durch bestimmte Auslöser wie: Umweltfaktoren, Infekte, Rauchen etc. zu solchen Entzündungsgeschehen kommen kann.
Im Rahmen der Diagnostik fällt auf, dass keine typischen rheumatoiden Veränderungen an den Gelenken gefunden werden. Im Gegensatz zu einer rheumatoiden Arthritis findet man KEINE: Erosionen, Gelenkspaltverschmälerungen oder gelenknahe Osteoporosen!
Dagegen kann man häufig im MRT eine Entzündung der Ileosakralfugen sehen.
Auch im MRT der Wirbelsäule findet man typischer Weise Andersson Läsionen: sklerotische und erosive Läsionen in benachbarten Wirbelkörpern oder eine aseptische Spondylodszitis (Entzündung der Banscheibe).
Spezifische Laborwerte zur Diagnostik einer enteropathischen Arthritis gibt es noch nicht. Man muss daher andere rheumatische Erkrankungen, aktivierte Arthrosen oder infektiöse Entzündungen ausschließen und kann dann in Zusammenschau der Beschwerden die Diagnose stellen.
Therapie:
Im Idealfall sollten Gastroenterologen, Rheumatologen und Orthopäden in Kooperation die Behandlung leiten.
Bei bestimmten Typen der Gelenkbeteiligung bewirkt die Behandlung der chronischen Darmerkrankung auch eine Verbesserung der Gelenkbeschwerden. Es gibt aber auch Typen, bei denen dies nicht funktioniert.
Die Einnahme entzündungshemmender Medikamente wie: Ibuprofen, Diclofenac führen oft zu einer Besserung der Beschwerden, belasten aber den ohnehin schon geschädigten Darm.
Es besteht die Möglichkeit lokal Cortison in die Gelenke zu injizieren. Was oft rasche Linderung erbringt.
Das Fortschreiten der Erkrankung wird leider durch beide Methoden nicht verhindert.
Sulfasalazin hilft besonders gut bei Morbus Crohn Patienten mit milden Gelenkbeschwerden.
MTX, Azathioprin, Cyclosporin, Leflunomid können bei peripheren Gelenkbeschwerden helfen.
TNF alpha Blocker (Infliximab, Adalimumab) helfen auch bei schweren Verläufen.